10. Zugspitz Extremberglauf 2010

respect your limits

Vor knapp 190 Jahren, nämlich am 27. August 1820 war es, dass der Leutnant Josef Naus aus Reute/Tirol als erster namentlich bekannte Mensch seinen Fuß auf den Zugspitzgipfel setzte. Wenn auch nicht ganz genau bekannt ist, wie lange er und seine Helfer im unwegsamen Gelände unterwegs waren um den höchsten Punkt zu erreichen, so ist doch seine damalige Route fast identsich mit der Streckenführung des 10. Zugspitzextremberlaufs: Vom Kirchplatz in Ehrwald über Gatterl, Knorrhütte zur Sonnalpin und hoch zum Gipfel.

Der Start ist um 9:15 Uhr, das Wetter verspricht sonnig und heiß zu werden. Das bedeutet, das die Strecke heute tatsächlich bis zum Gipfel führen und keine Alternativstrecke wegen Schlechtwetter ausgewählt wird. Dies und das 10-jährige Jubiläum locken heute über 600 LäuferInnen an den Start.
Es geht von Anfang an bergauf, zu Beginn auf einer Asphaltstraße bis zur Ehrwalder Alm mit ca. 100 Hm pro 1 km. Weiter geht es auf Schotterpisten zur Hochfeldernalm. Es ist heiß, es gibt Iso, Wasser, Obst und Riegel. Ab jetzt geht es auf Singletrails weiter bergauf zum Gatterl, der Grenze zwischen Österreich und BRD. Biggi ist heute wieder sehr gut in Form und schneller als ich. Aber auch ich passiere das Gatterl nach etwas mehr als 2 Stunden. Ich liege gut im Zeitlimit und es geht mir prima. Noch ahne ich nicht, dass sich dies in den nächsten 2 Stunden ändern wird.
Es geht weiter Richtung Knorrhütte, zunächst bergab und dann wieder aufwärts. Die Knorrhütt liegt bereits über 2000 m und langsam merke ich, dass ich die Höhe und die Sonne nicht so recht vertrage. Mir wird schwindelig und ich habe Kopfschmerzen. An der VP Knorrhütte mache ich deshalb kurz Pause. Das Zeitlimit im Nacken lässt mich aber wieder zügig aufbrechen Richtung Sonnalpin auf knapp 2600 m.

Ab jetzt fällt mir sogar das gehen schwer und ich weiß nicht recht, was mit mir los ist. Mir ist schwindelig und ich sehe Sternchen. Mirko überholt mich und ich falle immer weiter zurück. Ich treffe 2 Leidensgenossen, denen es ähnlich geht wie mir. Als wir pausieren, reden wir zum ersten mal über aufgeben. Ich will mich erst beim VP Sonnalpin entscheiden, also weiter, nur nicht an aufgeben denken, es sind doch nur noch 3,5 km. Die Sonne brennt, es geht über Schnee- und Steinfelder. Ich sehe schon den Gipfel, er liegt zum Greifen nah. Ich sehe die Läufer, die sich im fast senkrechten Aufstieg zum Gipfel befinden und sehe die Läufer auf einem Grat kurz vor dem Ziel. Ich merke, dass ich immer häufiger stolpere, wie soll ich da hoch kommen, rast es mir durch den Kopf.
 
Von der Bergwacht erfahre ich, dass bei Sonnalpin eine Zeitmatte und Sonderwertung möglich ist. Aussteiger erhalten dann eine Medallie und können mit der Seilbahn zum Gipfel, denn dort befinden sich die Kleiderbeutel.
Ich erreiche Sonnalpin im Zeitlimit, ich kann also weiter zum Gipfel, doch ich treffe die Entscheidung auszusteigen, ich habe keinerlei Trittsicherheit mehr. Ich muss heute meine Grenzen akzeptieren und gebe 1,3 km vor dem Ziel auf.
Zusammen mit meinen beiden Leidensgenossen Markus und Hans trete ich meine Reise zum Gipfel mit der Seilbahn an. Auf der Fahrt nach oben sehen wir die Läufer, die sich zum Gipfel kämpfen. 

Oben angekommen wollen wir wenigstens unsere Medallien. Wir müssen unzählige Treppen überwinden, bis wir diese endlich erhalten. 

Zugspitz Extremberglauf: 18 km, die mich an meine Grenze geführt haben. Noch heute frage ich mich, ob ich es nicht vielleicht doch hätte versuchen sollen und weiterlaufen. Aufgeben ist eben doch schwieriger als weitermachen.

Ich werde es aber wieder versuchen, denn der Gipfel gehört nur dem, der ihn mit eigener Kraft erklommen hat!

Biggi finisht in 4:39, Mirko in 5:27 und Daniel in sagenhaften 2:31. 

Eckdaten zur Strecke:
Streckenlänge:17,94 km - 
Ziel: 2929m ü. NN - Start: 1020m ü. NN
Höhendifferenz netto: 1899m - Höhendifferenz brutto: 2235m



Meine Bilder gibt es [hier]

Bericht auf marathon4you [hier]


Kommentare

  1. Hallo, ich war selbst Teilnehmer und habe mich bis zum Gipfelkreuz durchgekämpft. Es ist absolut keiné Schande am Sonnalpin auszusteigen, wenn die Kräfte einfach nicht reichen. Wichtig ist doch, dass wir Freizeitläufer Freude an unserem Sport haben und gesund bleiben. Wem hätte es genutzt, wenn ihr auf den letzten 400 Höhenmetern aus den Schuhen gefallen wärt und die Bergrettung bemüht hättet. Ihr habt also verantwortungsbewußt und richtig gehandelt.
    So sollten alle Freizeitsportler handeln die an diesem Extremberglauf teilnehmen.
    LG Thomas Fritzsche

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  2. Servus!
    Ich musste bedingt durch erstaunlich schmerzhafte Krämpfe ab der Knorrhütte
    gehen. Dein Abbrechen war richtig.
    Schwindel in der Drahtseilpassage kann
    tödlich sein.
    Bester Gruß
    Michel Gengler (3,5 Stunden)
    www.bruno-baer.net

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  3. Hallo Sascha,
    ich finde es klasse und richtig, dass Du am Sonnalpin aufgehört hast, es reicht ja, wenn die Kröte alle viere von sich gestreckt hat. Das letzte Stück ist einfach zu gefährlich, wenn man nicht mehr fit ist. Leider haben viele Menschen verlernt, auf ihren Körper und ihr Gefühl zu hören.
    Bei den Temperaturen war der Lauf auch echt heftig. Ich wüsste nicht, wann ich unterwegs schon mal so Durst hatte, obwohl ich so viel getrunken habe. Eigentlich wollte ich auch am Sonnalpin Schluss machen, habe dort aber eine Pause gemacht, viel getrunken und mich dabei so gut erholt, dass ich das letzte Stück noch angegangen bin. Hätte aber gut auch anders sein können.
    Aber die Hauptsache ist doch, dass wir einen schönen Tag mit guten Erinnerungen haben (die habe ich an 2008 leider nicht und das geht mir bis heute durch den Kopf), mit netten Streckenposten von der Bergwacht getratscht haben, usw. Ich denke mal, die Zugspitze steht nächstes Jahr auch noch und dann gehen wir es einfach nochmal an. Besser so, als wenn man diese Möglichkeit nicht mehr hat.
    Deinen Bericht finde ich klasse und die Fotos sind so grandios, dass ich mein „nie wieder“ schon recht schnell vergessen habe.
    Also bis zum nächsten Jahr bei hoffentlich auch so schönem, nur nicht ganz so heißen Wetter.
    Herzliche Grüße
    Angelika Jaschinski

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  4. Super das du dir diese Mühe machst. Ich war dabei und du hast dieser grandiose Lauf so umschrieben wie vielen das erlebt haben.

    Die Brigitte (dein Biggi) und mein Schwester Jacqueline haben sich gegenseitig „Hoch gezogen" und zusammen ein toller Tag erlebt. Ich war die ganze Zeit ein hundert oder was Meter vor die beiden und habe oben ein Schlückchen Jägermeister (auf ein gelungenes Rennen) mit „Biggi und Jacqie“ getrunken, wonach wir in Deutschlands höchste Biergarten ein Weizenbier getilgt haben.

    Ich werde weiter dein Blog beobachten und vielleicht treffen wir uns bei den ein oder andere Rennen.
    ;-) Leon

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