The Real Kick 2016

Ein Kopf , ein Bauch (oder ein Computer und ein Indianer) 

Nachdem wir letztes Jahr bei Meldeläufer den Real Kick gebucht und mit einigen Schwierigkeiten der Navigation gefinisht hatten,  wollten wir hier gerne erneut an den Start. 
Abgesehen von der Lauferei, gibt es für das Startgeld, ein rundum sorglos Paket für ein aktiv Wochenende. Im Naturfreundehaus waren für uns sehr schöne Zimmer gebucht. Die Badezimmer sind hier mit einer  große Dusche natürlich mit Duschstuhl so ausgestattet, das wir uns schon darauf freuen wenn wir wieder retour sind. 
Zum Briefing gibt es Pizza, für kleines Extrageld noch ein Getränk. 
Die Strecke ist diesmal 5 Kilometer länger, was aber auch keinen Aufpreis kostet! 
Wir können also gut ausgeschlafen an den Start,  unser Gepäck im Zimmer lassen und  frisch geduscht nach 24 Stunden wieder heimfahren. 
Das war der Plan!!!  
Nach einem sehr guten Frühstück wurden wir im Bus nach Moselkern geshuttelt. 
Dort bekamen alle Läufer einen Transponder und es gab nochmals ein kurzes Briefing. Als Michael Frenz uns wegen der 5Km mehr das Zeitlimit auf 25 Stunden erhöhte, sollte eigentlich nur ein Joke sein, das wir dies ausschöpfen wollten. Nach dem Startschuss wurden wir bei angemessenem Herbstwetter auf die Strecke gelassen. 
Recht früh kamen die ersten Verlaufer unserer Mitstreiter, so das die schnellen Läufer plötzlich wieder von hinten aufschließen mussten. Uns bestätigte somit, das wir lieber langsam und mit bedacht unterwegs sein wollten. 
Auf den ersten 40 Km lief es bei uns sehr gut. Sascha ist der Computer und hat das Navi , meiner einer ist der Indianer. Das Navi hat nicht immer Empfang oder es hat Ausreißer und wir wissen nicht mehr wie wir weitersollen. Dann ist der Indianer gefragt: Hey weiser Mann hier Fußspuren, dort ist Laub zertreten, hier fehlen Blätter an Büschen ...guckst Du Wegweiser oder Indianer Tochter trinkender Schnaps laufen nach Gefühl und frohen Mutes. 
Unser Plan in 10 Stunden 60 Km schien noch machbar.  
Bis zum Heunenhof war bis auf einige falsche Fährten alles super. 
Hier gab es einen reichhaltigen Versorgungspunkt in einer Wohnung. Viele Läufer machten dort ausgiebig Pause. 
Zügig machten wir uns auf die 1. Schleife zum "Monrealen Ritterschlag". Da es nun dunkel war konnte der Indianer nicht mehr so hilfreich den Computer unterstützen. 
Dort trafen wir im Wald auf eine Försterin, die uns ausbremste und uns in eine angeregte Diskussion verwickelte. Wir dürften hier nicht weiter, es gäbe gar keinen Weg und sie hätte schon andere Läufer, die nichts hier zu suchen hätten zurück geschickt. Hier wäre Sackgasse und für uns sei hier Schluss Am Weg Ende würde Ihr Partner stehen und uns nicht mehr weiterlassen. Wir liesen uns natürlich nicht vom Weg abbringen und der Einwand das wir dann im Moor landen, wurde von uns nur schulterzuckend zur Kenntnis genommen.  
Die ganze Aktion kostete uns wertvolle Zeit, zumal wir tatsächlich kurz darauf dem anderen Jäger in die Hände fielen. Wiederum Diskussion vorm weiterkommen. 
Wir landeten natürlich prompt mitten im Moor, wollten aber nun auch nicht mehr zurück um eine Wegalternative zu suchen. 

So gut wie möglich versuchten wir uns hier durchzuwurschteln ohne die Nerven oder die Schuhe zu verlieren. 
Wir "verfrenzelten" uns einige male richtig und unsere neue Planung lag nun bei 22 Stunden bis Finish. 
Nach kurzer Verpflegung ging es auf die 2. Schleife, der "Bermel Runde". 


Wieder am Heunenhof angelangt war unsere Zeitplanung völlig im Keller. 
Letzter Check in unsere Drob-Bags, warme Jacken für die Nacht, Ersatzstirnlampen, Batterien, Notschnaps und rüsten für den Heimweg. 
Jetzt waren die Vulkankegel zu umlaufen und dann gab es bei Km 100 nochmal einen VP. 
Beim ersten Vulkankegel war dichter Nebel und wir konnten keine Wege mehr erkennen. So schön die Atmosphäre auch ist, uns sitzt die Zeit im Nacken. 
Durch die vielen Verläufe wissen wir nicht mehr bei welchem Kilometer wir sind, meine Uhr hat sich trotz Ladegerät unterwegs vor Stunden verabschiedet.  
Wann kommt Km 100 ? Wir können nur rätseln wie lange es noch dauert bis wir dort sind. 
Auf Saschas Tacho standen dann 109Km als wir endlich am VP eintrafen. 
Endlich, hier gab es heiße Brühe, Käsebrot und die Info, das wir nicht die letzten seien.  
Wir gaben Michael schon die Info auf alle Fälle fertig zu laufen. 
Gut gestärkt zogen wir weiter. Der zweite Vulkankegel war steil aber gut begehbar, wir konnten langsam wieder Zeit gutmachen und waren guter Dinge doch in 24 Stunden anzukommen. 
Etwa 8 Kilometer vorm Ziel stürzten wir in ein Dimensionsloch, anders ist es uns nicht erklärbar, was hier passierte. 
Die Helligkeit setzte sich durch, die Müdigkeit fiel langsam von mir ab und wir konnten Wege erkennen, also ideale Voraussetzungen Tempo und Strecke zu machen. 
Saschas Navi hatte Aussetzer,  wir hatten keinen Empfang , egal welchen Weg wir einschlugen. Wir sind mehrmals retour, bis zum letzten Signal, dies kam auch immer wieder aber leider keine neue Richtung.  Bei Sascha kam langsam Verzweiflung auf da wir nicht die leiseste Ahnung hatten wo lang zu gehen. 
Nachdem wir hier locker 40 min planlos durch die Gegend irrten schaltete Saschas Computerhirn mit einem Totalausfall ab. 
Hier konnte nur noch Indianertochter trinkender Schnaps helfen. Und genau jenen tranken wir in aller Ruhe, kuschelten aneinander und ließen die Umgebung auf uns wirken. Da wir nicht wussten ob unser Transponder noch aktiv war, beschloss ich Michael anzurufen und zu Informieren wo wir in etwa festhingen. Am Telefon erfuhren wir, das noch einige Läufer unterwegs waren, also alles OK. 
"Reset" durchführten,  fiel uns ein Weg auf, der völlig mit Bäumen versperrt war. Als wir einen neuen Versuch wagten gab uns das Navi das Signal wieder auf dem Track zu sein.  
Es war definitiv ein Dimensionsloch oder außerirdische die für diese Pleite verantwortlich waren.  
Real Kick bezeichnet laut Veranstalter der letzte Anstieg zur Teufelskanzel, wir lieben diesen Anstieg und von dort aus ist es eigentlich nur noch bis zum Ziel rollen. 
Durch die lange Laufzeit hatten wir natürlich den Sonnenaufgang über dem Laacher See, einige Füchschen die wir aus dem Schlaf aufschreckten und einen wunderschönen morgendlichen Herbstwald. 
Wir waren nach 25 Stunden 50 Minuten und 138 Km im Ziel beim Naturfreundehaus. 
Ganz besonders freuten wir uns darüber, das wir unser Zimmer noch bis nachmittags nutzen durften. Da wir erstmal eine Runde schlafen wollten bevor wir uns auf die Heimfahrt machten. 
Nächstes Jahr kommen  die Indianertochter und ihr Computerhirn wieder und vielleicht tricksen wir dann die Außerirdischen aus und kommen früher ins Ziel... und wenn nicht, kommen wir einfach an wenn wir ankommen. 

Was mich jedoch besonders verwunderte und ich habe mir lange überlegt dies zu erwähnen, war ein Läufer zu dem wir aufschlossen etwa bei den ersten 30 Kilometern. Von weitem sahen wir schon , das er lauftechnisch erschöpft wirkte. Als wir zu ihm aufschlossen, fragten wir nach ob alles in Ordnung sei. Ja, ja er hätte eigentlich nicht ausreichend hierfür trainiert und hatte noch einige private Probleme auf diesen Lauf mitgenommen aber es sei alles in Ordnung. 
Wir zogen wandernd weiter.  
Kurz danach waren Sascha und ich  vom Track abgekommen, unser Navi fiel kurzzeitig aus. Aus der ferne kam unser Läufer von vorher. Wir winkten schon ab und riefen das wir verkehrt seien. Er schloss dann auf, auf die frage welchen Weg sein Navi zeige, holte er dieses erst mal von irgendwo raus  
Ja also er könne nicht richtig damit umgehen und ja er würde sich dann uns anschließen wollen, aber wieso wir denn jetzt nicht wüssten wo es weitergeht und er würde... 
An dieser Stelle hörte mein Verständnis auf!!! 
Jemand der auf einen solchen Lauf geht und nicht dafür trainiert hat, seine Technik nicht bedienen kann sollte die Ausschreibung einen solchen Events lesen , verstehen und auch die nötigen Konsequenzen in Kauf nehmen.  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

8. Internat. Gondo Event 2009 (Doppelmarathon)

2. Kolobrzeg-Marathon 2014