1. Allgäu Panorama Ultra-Trail

Eigentlich wollte ich ja auch starten :-( Der Veranstalter verspricht: "Die Strecke: ca. 69km mit ca. 3.000 hm. Spektakuläre Strecke mit allem was das Allgäu und Kleine Walsertal an Bergerlebnissen zu bieten hat."
Viele Bekannte waren am Start u.a. Dieter Ehrenberger (LT-Hemsbach) der mir seinen Bericht geschickt hat, den ich hier natürlich sehr gerne veröffentliche:

Ein neuer Ultralauf im Allgäu – mit Panorama und 3.000 Höhenmetern – das reizte nicht nur mich, sondern ca. 270 Voranmelder, von denen inklusive Nachmeldern 244 finishten, und damit mehr als für den seit zwei Jahren angebotenen Marathon. Der APM (Allgäu Panorama Marathon) blieb auch meinem Grundsatz treu, dass die Anfahrt (5 h mit der Bahn) nicht länger dauern sollte als der Lauf selbst. Am Vorabend stärkte ich mich noch mit AKW (Alt-Kemptener Weiße), nachdem der Ultra „semi aided“ angekündigt war. Eine Pfeife, eine Alu-Rettungsdecke und die Nennung einer Notfallnummer waren ebenso Bestandteil des Starterpacks wie ein Funktionsshirt und zwei Allgäuer-Latschenkiefer-Produkte zum späteren Massieren müder Waden im Wert von knapp 20 Euro.
Der Lauf begann noch im Halbdunkeln um 6 Uhr (hatte es in der Ulmer Laufnacht nicht schon kurz nach 4 Uhr gedämmert?). Für unerschütterliche Begleitpersonen wurde ab 7 Uhr sogar ein Frühstück angeboten, und für diejenigen, die die Ausschreibung nicht gelesen hatten (am Sonntagmorgen keine Startnummernausgabe), wurde dann doch ausgegeben; schließlich war der Start am Allgäu Outlet. Gepäck konnte man an den Hörnlepass oder in das ca. 1 km entfernte Ziel am Wonnemar-Bad transportieren lassen.
Die Strecke ermöglichte zunächst ein gemütliches Einlaufen über 2 km die Iller entlang; danach zeigten sowohl der Steigungswinkel als auch mein Kilometerschnitt stetig nach oben. In sonniger Höhe konnten wir auf die wolkenverhangenen Täler hinunterschauen – sofern man den Blick nicht auf den noch etwas feuchten Wurzelpfad richten musste. So erklommen wir den ersten – und für den später startenden Marathon einzigen – Gipfel, den Weiherkopf. Danach ging es erst einmal so steil hinunter, dass ich gern zu dem Halteseil griff, und danach stark wellig weiter bis zur ersten Vollverpflegung an der Grasgehrenhütte. Von Kuchen bis Butterbrot mit Salz war alles geboten und wurde dankbar angenommen.
Besondere Herausforderungen danach waren das Durchschreiten einer Kuhherde, die Querung einer Sumpfwiese auf schmalen Holzbohlen und anschließend die Überwindung der bayerisch-österreichischen Grenze ins Kleinwalsertal. Die Bohlen hatten durch den überschwappenden Matsch einen so geringen Haftreibungskoeffizienten (mit anderen Worten: sie waren so arschglatt), dass es einige Läufer auf selbigen setzte. Das erklärte auch das Angebot, zu dem kurz dahinter liegenden Hörnlepass Gepäck mit Ersatzklamotten zu transportieren.
Danach ging es über eine Straßenbrücke (nicht durchs Tal) und gepflegte Wanderwege stetig bergauf in Richtung Söllereck. Es kamen uns so viele Wanderer entgegen (bergab!), dass ich die Vermutung hegte, es müsse auch eine Seilbahn nach oben führen. Dem war auch so – nur den Läufern hatte wieder keiner etwas gesagt. Oben gab es einen Getränkestand und den Trost, dass es nach dem weiteren Aufstieg auf den „Schinder“, der seinem Namen Ehre machte, nur noch 8 km bergab bis zum Zwischenziel in der Erdinger Skisprungarena in Oberstdorf ging.
In die Arena einzulaufen, wo sonst die Skispringer beifallumtost landeten („Tausende standen an den Hängen und Pisten“), war ein durchaus erhebendes Gefühl – das von dem dargebotenen Erdinger alkfrei noch getoppt wurde. Dort bestand auch die Möglichkeit, den Lauf nach 49 km zu beenden; davon machten aber nur 16 Läufer Gebrauch. Wer über 7,5 h unterwegs war, musste laut Ausschreibung dort abschneiden (Cut-off), aber auch das wurde – im Gegensatz zu meinen letztjährigen Erfahrungen beim Swiss Alpine – großzügig gehandhabt.
Für die restlichen 20 km hatte man, wie ich dachte, mit 4,5 h überproportional Zeit. Tatsächlich brauchte ich ausweislich der Ergebnisliste und inklusive der Verpflegungspausen knapp 4 h. Der Aufstieg zum Sonnenkopf (von ca. 820 auf 1712 m über Normalnull) forderte die letzten Reserven (sowohl der Läufer als auch der mitgeführten Verpflegungsrucksäcke). Nur die Pfeife hätte ich nicht gebraucht, denn ich pfiff auch so aus dem letzten Loch. Irgendwann kam doch das erlösende Klatschen einiger Sonnenkopf-Besteiger und kurz danach das Schild „60 km“ und eine hochwillkommene Verpflegungsstelle. An einer zusätzlichen Getränkestelle am Sonthofer Hof wurden wir gar mit Kuhglockengeläut empfangen. Eigentlich gab es dort nur Wasser und Spezi, aber die Helfer jammerten: „Immer wenn wir uns ein Erdinger aus der Alpe holen, trinken es uns die Läufer weg!“
Die letzten Kilometer führten zum Teil durch schattigen Wald und ließen sich wieder halbwegs traben. Im Ziel gab es dann a) verdienten Beifall, b) die Nachricht, dass die Medaillen ausgegangen seien, aber nachgesandt würden, c) ein letztes Erdinger (lechz!), d) die Möglichkeit, im Cambomare zu duschen, zu schwimmen, und wer noch nicht dehydriert genug war, konnte sogar die Sauna nutzen. e) bekam jeder Ultra-Finisher einen künstlerisch wertvollen Metallläufer auf Steinsockel, der meinen Rucksack um weitere 1,5 kg beschwerte. Sagte ich schon, dass wir mit der Bahn angereist waren?
Insgesamt ein sehr anspruchsvoller, abwechslungsreicher Lauf durch traumhafte Landschaft mit perfekter Organisation und „Suchtpotenzial“. Wer sich über die Verpflegungsstellen beschwerte („zu weit auseinander“, „teilweise nur Wasser“), hatte wohl den Hinweis „semi aided“ nicht in praktisches Handeln übersetzt und sollte die gewonnenen zwei Punkte für den UTMB besser nicht einlösen.

Vielen Dank Dieter und Herzlichen Glückwusch!

Von marathon4you haben gleich 3 Läufer teilgenommen, ihre Berichte sind auch schon Online.
Anton Lauter [hier], Daniel Steiner [hier], Bernie Manhard [hier]

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