J.P. Morgan Corporate Challenge 2010


Der JPMorgan Chase Corporate Challenge in Frankfurt am Main war 2008 mit 73.719 Startern in einem Rennen zum vierten Mal der größte Lauf der Welt. Weder die riesigen Läufe in Bogota, Sydney, Barcelona, New York, London und Berlin hatten mehr Starter als der Corporate Challenge in Deutschland. Auch in 2010 waren die Kolleginnen und Kollegen der Landesregierung und der Landtagsverwaltung wieder am Start. Hier der Bericht von Anja:

Ich heiße Anja und wohne in Mainz. In diesem Jahr habe ich erstmals als Mitarbeiterin der Verwaltung des Landtags von Rheinland-Pfalz zusammen mit einigen anderen Kolleginnen und Kollegen am JP Morgan-Lauf teilgenommen. Dies ist ein Firmenlauf, der jedes Jahr in Frankfurt am Main ausgerichtet wird. Für mich war es eine besondere Freude und auch eine Herausforderung, an diesem Ereignis teilzunehmen, da es sich um eine große Veranstaltung handelt, an der alljährlich über 70.000 Menschen beteiligt sind – und für mich kam in dieser Situation noch die „kleine Schwierigkeit“ hinzu, dass ich blind bin. Es ist nicht so, dass ich damit grundsätzlich ein Problem hätte, aber gerade bei diesem Lauf hat diese Tatsache mir und auch meinem lieben Guide Brigitte doch im Vorfeld ein wenig Kopfzerbrechen bereitet. Ich möchte daher sehr gern die Gelegenheit nutzen, in diesem Bericht einmal die Eindrücke und die Atmosphäre wiederzugeben, die ich als blinde Läuferin bei einer Großveranstaltung dieser Art empfunden habe.
Angefangen hat eigentlich alles im August des letzten Jahres. Ich hatte mich mit Brigitte, meinem Guide – manchmal auch liebevoll „mein Sehhund“ genannt – verabredet, um einmal auszuprobieren, , ob das Laufen eine Sportart ist, die mir Spaß macht, und ob wir beim Laufen überhaupt gut zusammen harmonieren. Außerdem ging es darum, herauszufinden, welche Bodenunebenheiten mir Brigitte ankündigen sollte und wie wir uns bei entgegenkommenden Läufern bemerkbar machen. Nun muss ich sagen, ich hatte anfangs die größten Bedenken, weil Brigitte ja schon eine Vielzahl von Marathonnen und Marathönner hinter sich gebracht hat, während ich ja absolute Laufanfängerin bin. – so weit, so gut.

Seit dieser Zeit treffen wir uns regelmäßig einmal die Woche zum Laufen. Wir laufen verbunden mit einem Tuch, und auf diese Weise kann mein Guide mich schnell in die gewünschte Richtung führen. In der Zwischenzeit hat sich bei uns im Landtag auch ein Lauftreff gegründet, der ebenfalls von Brigitte geleitet wird und sich großer Beliebtheit erfreut. Somit hatte ich die Gelegenheit, manchmal auch zweimal pro Woche durch die Gegend zu laufen und zu trainieren.

Für mich war sehr schnell klar, dass ich mich in diesem Jahr zusammen mit den anderen Kollegen der Landtagsverwaltung ebenfalls für den JP Morgan-Lauf anmelden wollte, aber natürlich nur, wenn mein lieber Sehhund sich bereiterklären würde, mit mir zu laufen; schließlich würde es auch für meinen Guide keine leichte Aufgabe sein, mich durch diese Menschenmassen zu lavieren. Aber Brigitte war sofort einverstanden, und so ließen wir uns für die Landtagsverwaltung auf die Teilnehmerliste setzen.
Nun rückte der Termin für den Lauf immer näher. Brigitte hatte zwischenzeitlich Warnwesten mit der Aufschrift „Blind“ und „Guide“ bedrucken lassen, die wir auch schon vorher zum Trainieren anzogen. Brigitte schlug schließlich vor, dass wir uns mit einem Karabinerhaken verbinden sollten, damit sich beim Laufen auch niemand zwischen uns drängen könne und ich verloren gehen würde, aber das haben wir dann doch nicht gemacht. Ich hatte mir ohnehin schon überlegt, dass ich mich vermutlich an einen ing-DiBa-Banker oder an einen lieben Südzucker-Menschen oder an sonst einen Menschen dranhängen würde, falls ich verlorengehen sollte.
Dann kam der 09.06., der Tag des JP Morgan-Laufs. Wir fuhren von Mainz mit vielen anderen aus den Ministerien, die ebenfalls an dem Lauf teilnahmen, mit der S-Bahn nach Frankfurt. Es war an dem Tag sehr schwül, und in der Bahn war es sehr warm. In Frankfurt hatten wir noch Gelegenheit, einen Schluck Wasser zu trinken, und gingen dann zum Starterfeld. Es waren sehr viele Menschen da, und die Stimmung war sehr gut. Aus Lautsprechern erklang Disco-Musik, und alle unterhielten sich. Der Start sollte ca. um halb acht Uhr abends sein, und je näher die Uhrzeit rückte, desto nervöser wurde ich.

Irgendwann war es dann soweit: Der Startschuss fiel, und die ersten liefen los. Nun muss man sich aber vorstellen, dass das Starterfeld mit über 70.000 Menschen so riesig ist, dass wir noch lange nicht loslaufen konnten. Irgendwann, so gegen viertel vor acht, setzten wir uns langsam in Richtung Startlinie in Bewegung. Für mich war toll, dass der Moderator, der die Menschen beim Laufen anfeuerte, auch immer die Namen der Firmen verkündete, die gerade an ihm vorbeiliefen, und dass die Betreffenden dann begeistert jubelten. Endlich kamen wir an ihm vorbei, und er begrüßte die Läuferinnen und Läufer der Verwaltung des Landtags von Rheinland-Pfalz. – Hurra! – und dann ging es über die Startlinie.
Um mich herum war eine Geräuschkulisse von tausenden von Füßen, die auf dem Asphalt liefen, und natürlich wurde der Schall von den Häusern noch zurückgeworfen. Es war sehr beeindruckend. Damit unsere Gruppe zusammenbleiben konnte, hatten wir eine Werbefahne des Landtags von Rheinland-Pfalz bei uns. Die Leute aus unserer Gruppe hielten beim Laufen das Tuch der Fahne, und ich lief mit Brigitte hinterher. So konnten wir gewährleisten, dass sich kein anderer zwischen uns drängen und die Gruppe trennen konnte. Wenn ich die Hand ausstreckte, konnte ich jederzeit die Fahne vor mir berühren.
Die Strecke, die wir zu bewältigen hatten, war 5,6 km lang. Auf dem Weg wurden wir von vielen Menschen mit Rufen, Trommeln und anderen Instrumenten angefeuert. Die Stimmung war super. Die ersten 2 km kamen mir am längsten vor, aber dann ging es immer besser. Brigitte sagte immer: „Langsam, langsam!“, damit wir nicht in die Fahne liefen. Als etwas unangenehm empfand ich, dass mein Mund während des Laufens so trocken war, aber wir hatten vorher vereinbart, möglichst keine Trinkpausen einzulegen, damit wir die Gruppe nicht verlieren. – Ich glaube, das wäre echt der Horror für uns beide gewesen.

Schließlich hatten wir es dann geschafft. Eine Kollegin sagte schon, dass jetzt gleich die Trommler kommen würden und wir dann gleich im Ziel seien. Es war ein Riesenjubel, als alle Läuferinnen und Läufer nach und nach im Ziel eintrafen. Danach gingen es dann gemeinsam zum gemütlichen Teil über.
Ich fand es sehr beeindruckend, mit so vielen Menschen zusammen zu laufen und auch den Teamgeist mitzuerleben, der sich beim Laufen entwickelt. Unsere Gruppe kam geschlossen im Ziel an. Keiner wurde abgedrängt, keiner ging verloren. Beim JP Morgan-Lauf geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die Gruppenzusammengehörigkeit und darum, gemeinsam im Ziel anzukommen. Das hat mir besonders gut gefallen. An dieser Stelle sei noch einmal ganz herzlich sowohl den Läuferinnen und Läufern der Landtagsverwaltung als auch meinem lieben Sehhund gedankt. Es war ein Riesenspaß, und ich würde jederzeit wieder mitlaufen.

Die Bilder vom JPMCC gibt es [hier]

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