4. Eco Trail de Paris (80km/1.500Hm)

Nachts auf den beleuchteten Eiffelturm, 3 Picknickstationen in den Wäldern vor Paris, so konnte ich Biggi zu unserem Romatikwochenende nach Paris überreden.
Na gut, es sollten noch 80km Trail und 1.500 Hm dazu kommen. Und weil man bei Trails in Frankreich immer etwas mehr bekommt, waren es am Schluß sogar 83km. 
Die kleine "Trailers"-Messe mit Startnummernausgabe findet schon am Vortag am Fuße des Eiffelturms statt. 
Das Trailrunning hat in Frankreich einen ganz anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland. 
City-Marathons wie bei uns, kennt der Franzose nur als Paris-City-Marathon, ansonsten läuft er mit Rucksack und Eigenverpflegung durch die Landschaft.
So wurde das Teilnehmerlimit mit 1.800 für die 80 Km auch recht schnell erreicht. Insgesamt stehen 6.000 Trailer am Start der unterschiedlichen Disziplinen (18/50/83km).
Start ist dann am Samstag. Man muss selbst zusehen, dass man mit dem Zug (RER) und dem Bus zum Start nach St Quentin-en-Yvelines kommt.
Tip: Bei der RER Linie C auf die Aufschrift SARA achten.
Im Startbereich gibt es heiße Getränke und Kuchen. Start ist um 12:30 Uhr. 
Das Wetter ist genial, es ist sonnig und warm und ich frage mich, ob ich meine Austüstung nicht hätte abspecken können.
Pünktlich geht es los.
Vorbei an einen See, noch ist das Teilnehmerfeld eng gedrängt und an Engpässen staut es sich immer wieder. 
Erste Verpflegung ist bei KM22. Wir erreichen RAVI 1 gut 1 Stunde vor dem Cut-off.
Hier gibt es wieder Kuchen, aber auch Käse, Wurst, Obst und Salzkekse. Natürlich auch Wasser um die Trinkblasen in den Rucksäcken aufzufüllen.
Die Verpflegung und das Auffüllen nimmt seine Zeit in Anspruch, nach gut 15 Minuten geht es weiter. 
Jetzt fangen die richtigen Steigungen an und mir macht wieder mein Kreislauf zu schaffen. 
Biggi ballert die Steigungen hinauf wie eine Berggemse, will mich aber nicht alleine lassen und wartet immer wieder auf mich.
Ich habe nur den nächsten RAVI bei KM 56 als Ziel, hier soll es heiße Brühe geben, die hat mir bis jetzt immer geholfen. Doch bis dahin müssen 34km ohne irgendwelche Verpflegung überwunden werden.
Die Sonne ist zwischenzeitlich verschwunden und plötzlich vernehmen wir ein Donnern, welches in ein echtes Gewitter mit Starkregen mündet. 
Jetzt bin ich froh, meine Ausrüstung doch nicht abgespeckt zu haben.
Die Strecke wird schlagartig schlammig und rutschig. 
Bei stömendenm Regen erreichen wir Saint-Cloud und können zu ersten Mal in weiter Entfernung den Eiffelturm erkennen.
Weiter geht es! Plötzlich taucht ein Pavillion auf, RAVI 2? Nein, dafür ist es zu früh. Hier liegt eine Zeitmatte und die Pflichtausrüstung wird überprüft. 
Außerdem werden wir aufgefordert uns zu beleuchten und die Signalwesten, -Bänder anzulegen.
Auch dies nimmt wieder viel Zeit in Anspruch.
Es geht weiter auf dunklen, schlammigen und rutschigen Pfaden, die das Licht unserer Stirnlampen fast komplett schlucken. 
Es geht auf und ab und ich will nur noch RAVI 2 erreichen.
Ich komme die Steigungen zwar gut hoch und überhole hier immer wieder, aber ich beneide Biggi, die hinauffliegt.
Endlich, 45 Minuten vor Cut-Off erreichen wir RAVI 2. Hier treffen wir auf Thomas Hagel, der bei uns bleiben will. 
Die heiße Brühe entpuppt sich als lauwarme Nudelsuppe, auf welche die Trailer mit stoischer Ruhe warten, bis sie fertig ist.
Wir verpflegen uns mit Cola, Suppe, Keksen, etc. und machen uns auf die Reststrecke. 
Mir geht es wieder besser und der Gedanke, dass ja nur noch 24km sein sollen beflügeln mich.
Gleich ein paar Meter hinter dem RAVI legen sich Thomas und ich aber auf die Fre... . Nix passiert, auf und weiter.
Es geht in der Dunkelheit immer wieder auf und ab. 35 Minuten vor Cut-Off erreichen wir RAVI 3. Jetzt nicht mehr lange aufhalten, verpflegen und weiter. Es wird nix mehr aufgefüllt, es sind ja nur noch 8km.
Wenige Meter hinter dem RAVI sehen wir plötzlich den Eiffelturm hell erleutet und zum greifen nah. 
Dies beflügelt plötzlich alle in unserem Umfeld, denn alle wechseln vom "Ultra-Schlurffschritt" in echtes Laufen ;-)
Trotzdem ziehen sich die letzten Km und der Eiffelturm will nicht näher kommen. Wir laufen direkt an der Seine durch Paris und wechseln ständig über Brücken mit Teppen die Seiten. 
Autos fahren hupend an uns vorbei, die Insassen haben die Fenster runter und jubeln uns zu.
Und dann endlich, wir rennen die letzte Treppe rauf und sehen den Eiffelturm nun wirklich direkt vor uns. 
Wir müssen nur noch eine Straße queren. Die Straße ist nicht gesperrt und die Ampel rot.
Uns ist das jetzt egal! Die Autos halten alle als sie uns sehen, hupen und jubeln. Wir rennen durch den Zielkanal, das Publikum tobt. Kurz vor 0:30 Uhr erreichen wir den Pilier Sud (den südlichen Pfeiler des Eiffelturms) . 
Im Vorbeilaufen greifen wir unsere Tickets (um wieder runter zu kommen) und erklimmen die Treppen um die erste Plattform und das Ziel zu erreichen.
Der Körper ist jetzt voll Adrelanin und der Aufstieg mit ca. 100 Hm fällt mir leichter als erwartet. Oben angekommen sehe ich den Zielbogen. 
Nach gut 12 Stunden finishen Thomas, Biggi und ich den 4. Eco Trail de Paris auf dem Eiffelturm.
Wir erhalten unserer Finisher-Shirt und die Zielverpflegung. Diese besteht aus Cola oder Bier. Fast alle nehmen das Bier. 
Trailer sind eben anders. 
Um 2 Uhr wird die Uhr auf 3 Uhr umgestellt, die Metro fährt nicht mehr, also machen sich Biggi und ich in unseres Crocs zu Fuß auf den Weg zu unserem Hotel. Noch mal 7 km quer durch Paris bei Nacht.

Meine Bilder gibt [hier]
Bericht von Bernhard auf marathon4you.de [hier]
Bilder von Thomas Hagel [hier]
Bilder von Jochen Kruse [hier]
Ein tolles Video von niederl. Trailern [hier]
Danke Manfred für das coole Bild!



Statistik:
Anzahl der Trailer: 1893 - davon Frauen150 (7,92%)
Anzahl der Finisher: 1478 (78,08%) - davon Frauen: 113 (75.33%)
Anzahl der Ausfälle: 278 (14.69%)

Kommentare

  1. Klasse Bericht.
    Ich werde diese Jahr das ganze auch mal probieren. Seit ihr auch wieder dabei?

    Hast du noch irgendwelche Tipps, was man beachten soll, oder von der Planung (Hotel und Anfahrt) besser machen kann?

    Gruß
    Holger

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